Jodler und Juchzer

Es hat sich in den letzten Jahren zu einem Phänomen entwickelt: das Jodeln. Die Angebote, dieses lustvolle Singen auf Silben in einem schnelle Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme kennenzulernen, reichen von Kursen wie „Jodeln und Wandern“ bis hin zu „Wellness, Jodeln und Qi Gong“.

Die Begeisterung der vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer erweist sich als beinah grenzenlos. Während die einen von der Faszination dieses archaischen Gesangs als individuellen Energiespeicher schwärmen, genießen die anderen die traditionellen Melodien in der engen Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Das Jodeln in seinen vielfältigen Ausformungen vermag tief im Innersten zu berühren und kann gleichzeitig einen emotionalen Höhenflug bewirken.

Der Jodler (als Gattung betrachtet) war und ist grundsätzlich ständig in Bewegung und in Veränderung begriffen. Viel mehr als alle anderen volksmusikalischen Gattungen. Warum? Aufgrund der weitgehend schriftlosen Überlieferung bis in die heutigen Tage herauf und den gänzlichen Verzicht auf instrumentale Begleitung. Varianten und stilistische Merkmale bilden sich durch persönliche Vorlieben und Einflüsse heraus, durch regionale Gepflogenheiten und in einem nicht zu unterschätzenden Ausmaß durch „falsches“ Erinnern.

Aus diesen Varianten entstehen durchaus neue Jodler. Daneben gibt es aber auch viele bewusste Neuschöpfungen, von traditionell bis experimentell und in Verbindung mit vielen verschiedenen Musikrichtungen, von der Klassik bis zur Avantgarde. Aber all das muss man zum Glück nicht wissen, um seine Freude beim Jodeln zu haben. Verstehen Sie das bitte als Aufforderung zum Selbertun! Sie finden eine wunderbare Welt!

Text: Monika Primas/Herbert Krienzer

Drei Personen jodeln in den Bergen

© STVLW