Steirische Dudelsackklänge

Wer in Schloss Söding bei Graz den großen Raum im ersten Stock betritt, ist von eindrucksvollen Fresken aus der Zeit um 1700 umgeben. Musikanten mit verschiedenen Instrumenten sind deutlich erkennbar. Der Dudelsack ist dabei gleich zweimal abgebildet. Der Dudelsack war bereits im Mittelalter ein sehr geschätztes Instrument und erfreute sich jahrhundertelang großer Beliebtheit.

So heißt es in einer Schriftquelle aus Kindberg in der Steiermark 1812: „Fast ohne Ausnahme lieben die Landleute beyderley Geschlechts die Tanzmusik, wenn sie nur einen Tutelsack haben …“. Vereinzelt waren Dudelsack und Drehleier in der Steiermark bis um 1900 im Gebrauch. So gilt der „Nazbauer“ aus der Mariazeller Gegend als letzter Drehleierspielter der Region. Und Franz Rahm aus Lohngraben bei St. Ruprecht berichtet in den 1970er-Jahren vom Nachtwächter „Hicki“, der um 1900 in St. Ruprecht a. d. Raab noch den Dudelsack spielte.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde in vielen europäischen Regionen das Interesse an der alten, fast vergessenen Dudelsacktradition hierzulande wieder wach. Die Begegnung von Musikerinnen und Musikern verschiedener Nationen bei Festivals ermöglichte das bessere Kennenlernen unterschiedlicher Volksmusik und schärfte auch den Blick für die eigene Volksmusikvergangenheit. Das wachsende, generelle Interesse an „Alter Musik“ steigerte zusätzlich die Nachfrage nach geeigneten Bordun-Instrumenten und entsprechender Spieltechnik. Bald konnte man auch in der Steiermark wieder Dudelsackklänge hören. Seit den 1990er-Jahren wird auch vom Steirischen Volksliedwerk ein Dudelsack- und Drehleierkurs angeboten, der nunmehr im Schloss Limberg (Schwanberg) abgehalten wird. Seit 2006 gibt es auch am Johann-Joseph-Fux Konservatorium in Graz die Möglichkeit, verschiedene Dudelsackarten – seit 2009 auch Drehleier – im Rahmen der Allgemeinen Musikausbildung zu erlernen.

Text: Sepp Pichler

Zwei gemalte Figuren spielen Dudelsack und Drehleier
Dudelsack- und Drehleierspieler, Fresko in Schloss Söding bei Graz, um 1700. Entnommen aus: Flotzinger Rudolf: Geschichte der Musik in Österreich, Graz – Wien – Köln 1988.